Ober & Niederbayern, Oberpfalz

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Dr. Marcus Simm M.A.

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Büro für Archäologie – Neupert, Kozik & Simm

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München-Moosach, Franz-Mader-Straße

Manchmal werden wir erst zum Grabungsort gerufen, wenn es fast zu spät ist – so auch Ende April 2023 in Moosach. Hier, im Münchner Norden, sollte auf einer Grünfläche eine neue Realschule entstehen. Die Bauteams waren bereits angerückt, da stieß man im Boden wider Erwarten auf römerzeitliche Siedlungsspuren. Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege gab daher den Auftrag zu archäologischen Rettungsgrabungen. Der Schaden war schon angerichtet: Das Gewicht der Baustellenfahrzeuge und unsachgemäßer Aushub hatten Teile des Bodendenkmals zerstört.

Dennoch ergaben unsere Grabungen spannende Funde: Mehrere Häusergrundrisse und Brunnenschächte konnten auf das 1. Jh. n. Chr. datiert werden. Auch ein Keramikofen stammt aus dieser Zeit. Er bestand teilweise aus Recycling-Material, zum Beispiel einer nicht mehr verwendeten Töpferscheibe. Fehlbrände wurden direkt in der Brennkammer entsorgt. Ein Glück für uns – denn dieser „Abfall“ erlaubt Vermutungen darüber, wer hier Keramik fertigte. Die eher grob gearbeitete Töpferware wirkt unrömisch. Kombiniert mit zwei wuchtigen Bronzefunden – ein Gürtelhaken und ein Armreif – wird deutlich: Hier wurde an vorrömische Traditionen angeknüpft.

Die Siedlung lässt sich der Heimstettener Gruppe zuordnen. Unter diesem Begriff fasst die Archäologie Bronze- und Keramikobjekte, die im Voralpenraum – so oder so ähnlich – seit der Keltenzeit hergestellt wurden. Auch als römische Kolonisten in die Gebiete nördlich der Alpen vorstießen und diese zur kaiserlichen Provinz Rätien machten, bestand diese Formensprache fort. Ihre Existenz war der Forschung aber lange unbekannt. Der Grund: Im Raum zwischen Lech und Inn haben sich relativ wenige nicht-römische Sachfunde aus der Zeit um Christi Geburt erhalten. Der kiesige Boden der Münchner Schotterebene erschwerte damals das Ausheben von Abfallgruben – eine der wichtigsten Fundquellen für Archäologen. Die Moosacher Funde bieten daher ein wichtiges Puzzlestück, um die Geschichte der Heimstettener Kultur besser zu verstehen.

weitere Informationen: Das archäologische Jahr in Bayern, Jg. 79 (2023), S. 96-98.