Ober & Niederbayern, Oberpfalz

Dipl. Betr.wirt Sikko Neupert M.A.

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Bayerisch-Schwaben

Dr. Marcus Simm M.A.

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Franken, Baden-Württemberg & Hessen

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Büro für Archäologie – Neupert, Kozik & Simm

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Landshut Fernwärme

Innerhalb der Innenstadt von Landshut wurde über mehrere Jahre (2014 – 2018) an mehreren Stellen ein Fernwärmenetzwerk angelegt, an das mehrere hundert Haushalte angeschlossen wurden. Unser Büro wurde zur baubegleitenden Dokumentation der zu erwartenden Hinterlassenschaften beauftragt. Die Stadtwerke Landshut baten als Auftraggeber ebenso die Abwassersanierung zu begleiten, so dass oftmals mehrere Baumaßnahmen am Tag zu begleiten waren. Das Areal erstreckte sich über die gesamte mittelalterliche Innenstadt von Landshut, in insgesamt 121 Schnitten wurden 447 Befunde angesprochen. Meist handelte es sich dabei um verschiedene Mauern, Auffüllungen, aber auch Gräber sowie Brunnen. Die Befunde konnten teilweise in das Hochmittelalter und die Moderne datiert werden, die Großteil stammt hingegen aus Spätmittelalter und früher Neuzeit.

Innerhalb der Straßenbereiche konnte das alte Kanalisationssystem des ausgehenden 19. Jhs. fast komplett erschlossen werden. Teilweise sind sogar entsprechende Hausanschlüsse aufgedeckt worden. Das Netzwerk besteht aus mit Backsteinen errichteten Gewölbegängen, die allerdings kaum begehbar waren. Selbst kleine Gassen wurden mit entsprechend kleineren Kanälen an das Netz angeschlossen. Als Entstehungszeit läßt sich ein Zeitraum von ca. 1875 bis etwa 1930 festsetzen. Danach wurde das heute noch betriebene Netzwerk gebaut, teilweise innerhalb der alten Strukturen.

Für die Stadtgeschichte Landshuts sind die mindestens 2 m tiefen Auffüllungen von hoher Bedeutung. Sie zeigen keine sukzessive Maßnahme im Rahmen von Isarschwemmen oder ähnlichem, vielmehr wurde annähernd das komplette Stadtareal der Altstadt und der Neustadt in einer groß angelegten Baumaßnahme aufgeschüttet. Unmengen an Bauschutt wurden so auf der Stadtfläche eingeebnet und die Stadt darauf neu errichtet. Innerhalb einiger Ausschnitte zeigt sich auch das alte Katzenkopfpflaster. Zum Teil konnte dieses auch in einen Kontext mit der alten Kanalisationsanlage gestellt werden, so dass wir eine letzte Flächenanhebung um 20 bis 40 cm innerhalb des letzten Jahrhunderts postulieren konnten.

Mit 45 Hausanschlüssen für die Fernwärme und 9 Reparaturen für das Abwasser an bestehenden Hausfundamenten konnte auch die Geschichte der jeweiligen Gebäude beleuchtet werden. In teilweise recht kleinen Ausschnitten wurde das Mauerwerk offen gelegt und konnte somit in einen historischen Kontext gebracht werden. So zeigten sich einige Baumaßnahmen an den entsprechenden Gebäuden als mehrphasige Strukturen, die über mehrere Jahrhunderte datiert werden konnten. Ein großartiger Einblick in die Bauart der Stadthäuser wurde bei Haus 277 geboten, bei dem wir den Schnitt in das Hausinnere ebenso begleiten durften. Hier zeigte sich in vorderen Flurbereich des Hauses ein kleiner Hausbrunnen, den man bei weiterer Beobachtung als mehrphasige Anlage beschreiben konnte.

Da ebenso eine Fernwärmeleitung südlich der Martinskirche durch den ehemaligen Friedhof durchschnitt, konnten mehrere Grablegen frei gelegt werden. So wurde auch ein Licht auf die Bestattungen des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit bis zur Säkularisierung des geweihten Bodens geworfen, auch wenn nur wenige komplette und intakte Gräber aufgefunden wurden.

Mit diesem langfristigen Projekt konnte in linearen Schnitten über dem gesamten Areal der mittelalterlichen Innenstadt Landshuts auf besonders eindrucksvolle Weise die Geschichte der Stadt durch neue Schlaglichter bereichert werden. In enger Zusammenarbeit mit dem Stadtarchivar Herrn Tausche und der Stadtarchäologin Frau Denk konnten auch Zusammenhänge beleuchtet werden, die sich so nicht ergeben hätten.