Aschaffenburg, Suicardusstraße
Im Sommerhalbjahr 2023 führten wir Grabungen im unterfränkischen Aschaffenburg durch. Die Suicardusstraße, deren Umgestaltung eine archäologische Bodenuntersuchung vorgeschaltet wurde, bot einen spektakulären Arbeitsort: Das Grabungsareal lag nicht nur direkt am Mainufer, sondern auch unterhalb des Schlosses Johannisburg. Der Bau aus rotem Sandstein wurde im 17. Jahrhundert vom Mainzer Erzbischof in Auftrag gegeben und überragt die Aschaffenburger Altstadt.
Im Schatten dieser eindrucksvollen Kulisse kamen bald Hausreste aus der Weltkriegszeit zutage – und eine Fliegerbombe, welche die Hinzuziehung von Kollegen zur Kampfmittelräumung nötig machte.
Unter neuzeitlichen Verfüllungsschichten wurden schließlich die Überreste von Mauern und Kanälen gefunden. Das Besondere: Diese Befunde stammen aus der Frühen Neuzeit, einer historischen Epoche. Die archäologischen Befunde konnten daher mit Bildquellen abgeglichen werden. Gemälde und Zeichnungen aus dem 17. – 18. Jh. sowie frühe Fotografien bestätigten die Vermutung, dass die Mauerreste zu einer befestigten Uferterrasse gehörten, die unter dem heutigen Bodenniveau lag.
Eine Grabung bis zu den Mauerfundamenten war aus konservatorischen Gründen nicht nötig. Künftige Untersuchungen könnten also Ergebnisse zu den Ursprüngen dieser Anlage und möglichen Vorgängerbauten liefern.
Der nördliche Teil des Grabungsareals, überragt von den Stützmauern des Schlosses Johannisburg
Der südliche Teil des Grabungsareals, rechts das Mainufer
Der erste Befund: ein Sandsteingully aus dem 19. Jahrhundert
Oberbodenabtrag unterhalb der Schlossmauern
Bodenplatten der frühneuzeitlichen Uferterrasse
Profilschnitt gefundener Mauerüberreste