OT-Lager Karsfeld, Teil des KZ-Außenlagerkomplexes Allach
Spuren des Holocausts
In zwei größeren Kampagnen konnten wir 2016 und 2017 die Reste des 1944 gebauten KZ-Außenlagers Karlsfeld, eines Teils des Außenlagerkomplexes Allach, ausgraben. In diesem von der Organisation Todt (OT) eingerichteten Lagerbereich wurden überwiegend jüdische Häftlinge unter menschenunwürdigen Umständen untergebracht.
Bei der großflächigen Ausgrabung in über drei Hektar Fläche konnten bauliche Reste des Lagers dokumentiert werden, die bereits bekannt und erwartbar waren: die Fundamente und Wandverstürze von acht ehemaligen Häftlingsbaracken und Pfostengruben des zweiteiligen Lagerzauns sowie der Abtrennung des südlichen Teils (Quarantänelager, später Frauenlager). Auch bislang unbekannte Bauten wurden aufgedeckt, darunter mehrere Schützen- bzw. Einmannlöcher, die dem Lagerzaun vorgelagert waren. Außerdem konnten mehrere Luftschutzmaßnahmen nachgewiesen werden, die wohl die für die SS kriegswichtige Zwangsarbeit im Luftkrieg schützen sollten. Diese beschränkten sich zu Beginn des Lagers auf einen kleinen gemauerten Splitterschutzgraben, in welchem kaum mehr als die sogenannten „Funktionshäftlinge“ Platz hatten. Später wurden weitere 15 etwa mannstiefe ungedeckte Splitterschutzgräben angelegt, die sich zickzackförmig zwischen den Baracken erstrecken und insgesamt Platz für etwa 1.000 Häftlinge bieten sollten. Ihre wenig sorgfältige Ausführung, archäologisch nachweisbare Teileinbrüche und die immer wieder geborgenen Schuhteile, die auf Höhe der Grabensohle im Morast verloren gingen, zeugen von katastrophalen Arbeitsbedingungen vermutlich im Winter 1944/45.
Im Nordosten der Grabungsfläche wurde 1950 der „KZ-Friedhof Karlsfeld“ angelegt, nachdem an dieser Stelle neben der ehemaligen Krankenbaracke dutzende Gräber entdeckt worden waren. Vermutlich handelt es sich um Häftlinge, die während oder kurz nach der Befreiung des Lagers an den Folgen der KZ-Haft verstorben waren. 1955 wurden die Gräber umbestattet. Bei den Ausgrabungen 2017 konnten dennoch 12 damals übersehene Bestattungen gefunden werden. Die anthropologische Untersuchung der Knochen konnte die Identitäten nicht mehr feststellen, wohl aber aufgrund der dokumentierten Knochenbrücke ein Zeugnis über die brutalen Haftbedingungen ablegen. In einer würdevollen Zeremonie wurden die Toten am 13. Dezember 2017 wiederbestattet.
Von besonderem Interesse waren nach der Grabung die geborgenen Fundstücke, die von Mai 2020 bis Februar 2022 in einer Sonderausstellung der Gedenkstätte Dachau präsentiert wurden. Die Kuratoren haben durch eine aufwändige Recherche an den Objekten vermocht, einen unmittelbaren Einblick in die Lebensrealität der KZ-Häftlinge in Allach zu vermitteln.
Fundstück aus Allach
Feldstecher des US-Militärs (Versteckfund)
Luftaufnahme des OT-Lagers Karlsfeld im Winter 1944/45
Reduzierter Gesamtplan der Ausgrabung (nicht genordet)
Häftlings-Winkel aus Aluminium mit Häftlingsnummer
Der gelbe Streifen über rotem Dreieck identifizierte den Häftling als Juden. Das Exemplar stammt aus einer Pfostengrube, wo es bei Niederlegung des Zaunes in den Boden gelangte.
Profilansicht eines Schützenlochs (Befund 585)
Das Loch wurde mit Holzbrettern verschalt und konnte von Norden durch einfache Stufen im Kies begangen werden.
Ehemalige Barackenwand aus Schlackesteinen als Wandversturz im Profil
In den 1960er Jahren wurden die ehemaligen Häftlingsbaracken abgerissen. Die Wände wurden einfach umgestürtzt und einplaniert.
Grabungsfoto
Bei den Baggerarbeiten wurde zunächst bis auf den lagerzeitlichen Bodenhorizont abgetieft. Im Bild sind zahlreiche nachkriegszeitliche Bodeneingriffe als kiesverfüllte Leitungsgräben erkennbar. Rechts im Bild das Fundament einer Baracke.








