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Hohenpolding, Mariä Heimsuchung

Kleine Grabung, großes Ergebnis

Nicht immer stehen wir vor gewaltigen Flächengrabungen. Manchmal tun es auch 4 m² – wie im April/Mai 2020 in Hohenpolding (Landkreis Erding). Schauplatz des Grabungsgeschehens war eine Pfarrkirche mit dem klingenden Namen Mariä Heimsuchung. Deren Empore sollte durch Metallpfeiler gestützt werden – was einen Eingriff in den Untergrund voraussetzte. Doch unter den Solnhofer Kalksteinplatten des Kirchenbodens warteten Spuren der Vergangenheit …

Die Hohenpoldinger Kirche wurde erstmals 1315 erwähnt. Vielleicht geht sie sogar aufs Frühmittelalter zurück. Wer heutzutage Hohenpolding besucht, findet dieses mittelalterliche Gebäude längst nicht mehr. Denn in der Frühen Neuzeit fanden mehrere Umbauphasen statt: 1705/08 wurden der Kirche ein neuer Turm und eine Sakristei spendiert. 1749–51 kam es zur architektonischen tabula rasa: Der Altbau wurde abgerissen, der Baumeister Johann Baptist Lethner entwarf das barocke Sakralgebäude, das bis heute steht.

Solche Veränderungen hinterlassen Spuren im Boden: alte Fundamente, Bauschutt, umgewälztes Erdreich – diese galt es zu dokumentieren. Zumindest einen kleinen Teil davon: Der Bodenspalt, den wir archäologisch untersuchten, maß 3,9 m in der Länge und gerade einmal 30 cm in der Breite. 90 cm tief wurde gegraben.

Und wie viel Kirchengeschichte sich in solch beengter Arbeitsumgebung entdecken lässt! Zunächst – also in höheren Schichten – fanden wir Schutt und einen Laufhorizont. Laufhorizont, das heißt: Das Bodenniveau lag früher niedriger. Höhere Schichten, das heißt: Wir befinden uns noch in jüngerer Zeit. Konkret handelt es sich wahrscheinlich um Spuren des Lethner’schen Umbaus.

Tiefer im Erdreich stießen wir auf eine Backsteinmauer, die quer zum Schnitt verlief. Aufgrund ihrer Lage wurde sie als ältester Befund identifiziert. Spannender erwies sich das umliegende Erdreich: Denn das war durchsetzt von menschlichen Knochen.

Wie erklärt sich dieser schaurige Fund? Möglicherweise so: Die Mauer gehört zum Turm von 1705/08. Sie wurde als Fundament direkt in die Abrissgrube des mittelalterlichen Vorgängers gebaut. Der Freiraum musste anschließend aufgefüllt werden. Aber Füllmaterial ist schwer, das Schleppen anstrengend. Die gewieften Bauarbeiter verwendeten also Erde aus der unmittelbaren Kirchenumgebung. Die war aber schon früher genutzt worden: als Totenacker.

Sicher ist diese Geschichte nicht. Es bleiben Leerstellen, die genaue Datierung fällt schwer. Denn auch wenn das Erdreich viele Informationen enthält, es spricht nicht von selbst. Das Gewirr unterirdischer Zeit- und Erdschichten muss im Grabungsalltag mit archäologischem Fachverstand entwirrt werden. Der Blick nach unten wird so zum Blick zurück.