Regensburg, Dominikanerkirche St. Blasius
Wer die Toten stört
Befunde können zu verschiedenen Zeiten gestört werden – im unmittelbaren Vorfeld einer Grabung oder aber Jahrzehnte vorher. Das zeigten auch die Untersuchungen, die wir im Winter 2024/25 bei der Regensburger Dominikanerkirche St. Blasius durchführten. Am Chor des 1229 begonnen Sakralbaus musste ein Kontrollschacht für eine Regenwasserableitung gesetzt werden. Eingebettet in historischen Baubestand stand uns nur ein schmales Grabungsareal zur Verfügung.
Dieses hatte es in sich: Ganze sieben Bestattungen gab die Erde frei. Die Befunde waren allerdings stark gestört, d. h. nachträglich verändert worden. Die Übeltäter? Nr. 1: ein Keramikrohr aus dem 20. Jahrhundert, das erstaunlich dicht an den menschlichen Überresten verlegt wurde. Nr. 2: eine Baumfällung samt Wurzelentfernung, durchgeführt kurz vor der Grabung. Beide Bodeneingriffe sorgten dafür, dass Daten zur ursprünglichen Lage der Bestattungen verlorengingen.
Dem Alter der Gräber konnten wir uns trotzdem durch verschiedene Hinweise annähern: Die schlichte Bestattung – ohne Sarg und in einfachen Totenhemden, deren Buntmetallhafteln sich erhalten haben –, die Einbettung in älteres Mauerwerk sowie Vergleiche mit einem frühneuzeitlichen Plan ermöglichen eine Eingrenzung auf den Zeitraum Mitte des 13. Jahrhunderts bis Mitte des 16. Jahrhunderts. Nach der Untersuchung wurden die Gebeine wiederbestattet.



