Langerringen
Zeitdruck, Unwetter, Pressearbeit … für eine Gargrube?
Eine Grabung ist oft zahlreichen äußerlichen Einflüssen unterworfen: Wünsche des Bauherrn, öffentliches Interesse, Umwelteinwirkungen. Beispiel gefällig? Von April bis August 2024 bearbeiteten wir in Langerringen (Landkreis Augsburg) ein Grundstück, auf dem ein Indoor-Center entstehen sollte.
Um die Bautätigkeit nicht zu verzögern, galt es, Flächenabschnitte möglichst schnell freizugeben. Das veränderte die Reihenfolge, in der wir das Grundstück bearbeiteten: Befundarme Flächen wurden zuerst abgearbeitet. So konnte bereits ein Baukran errichtet werden, während andernorts archäologische Dokumentation stattfand. Eine weitere Herausforderung stellte das Wetter dar. Starker Regen verwandelte die Grabungsfläche zeitweise in eine Schlammlandschaft. Grabungsarbeit wurde so unmöglich – das Risiko, beim Betreten von Gruben auszurutschen und sich zu verletzen, war zu hoch. Die Zeit wurde für Funddokumentation genutzt. Und schließlich hielt uns das Interesse der Presse auf Trab. Für einen Artikel der Augsburger Allgemeinen sowie einen Filmbeitrag von Augsburg TV durfte Timo Wegner, unser Grabungsleiter, Rede und Antwort stehen.
Die Ergebnisse lohnten die Mühen allemal. Dass Befunde auftraten, überraschte nicht: Frühere Untersuchungen in der Gegend hatten bereits Material von Mesolithikum bis Römerzeit erbracht. Unsere Grabungen förderten aber eine Besonderheit ans Tageslicht: Gargruben der späten Bronze- bzw. Urnenfelderzeit (ca. 1300 – 800 v. Chr.). Vergleichbare Funde waren bislang eher aus Norddeutschland bekannt, auch die rechteckige Form ist ungewöhnlich. Die genaue Nutzung dieser Gruben, in denen sich Kohlereste und Steine mit Hitzespuren erhalten haben, bleibt offen. Ähnliche, teils bis heute existierende Praktiken lassen rituelle Gründe vermuten – oder ganz praktische: Wurde hier gekocht? Ebenfalls interessant – auch für die Presse – war ein deutlich älterer Fund: ein menschliches Skelett, das mittels C14-Methode 3964 – 3803 v. Chr. datiert wurde, in die Spätphase der Münchshofener Kultur.
Ritualort oder Kochstelle?
Hier wird eine Gargrube im Längsprofil dokumentiert. Gut erkennbar sind die zur Hitzespeicherung verwendeten Steine.
Parallelarbeit
In Absprache mit dem Bauherrn wird entschieden, die Aufstellung eines Baukrans samt Aufkiesung freizugeben. Zeitgleich müssen große Teile der Fläche archäologisch untersucht werden.
In den letzten Zügen
Während der Neubau bereits deutlich vorangeschritten ist, finden im Westen der Fläche letzte archäologische Tätigkeiten statt.
Schlammschlacht
Ende Mai steht die Grabungsfläche regenbedingt unter Wasser.
In guter Nachbarschaft
Im Langerringer Gewerbegebiet sind einige Bodendenkmäler (rot) bekannt, frühere Grabungen (blau) warfen Schlaglichter auf die Vergangenheit des Ortes. (Quelle: Denkmalpflegeatlas Bayern, bearbeitet)
Vom Alter gezeichnet
Der knapp 6.000 Jahre alte Skelettfund